Das deutsche Schulsystem: Schularten und Abschlüsse
Immer wieder hört man, dass das deutsche Schulsystem nicht mehr zeitgemäß sei. Kompliziert, unlogisch und ungerecht sind Wörter, die mit diesem System in Verbindung gebracht werden. Also kein Wunder, dass man da ganz schnell den Überblick verlieren kann, vor allem wenn du neu in Deutschland bist. Aber keine Sorge – hier bekommst du einen verständlichen Überblick über die verschiedenen Schularten, Abschlüsse und Bildungswege. Egal, ob du für dein Kind die passende Schule suchst oder selbst Informationen über Ausbildungswege benötigst, wir helfen dir, dich im Tohuwabohu zurechtzufinden.
Das deutsche Schulsystem erklärt
Das Bildungssystem in Deutschland ist föderal organisiert, das heißt, jedes Bundesland hat leicht unterschiedliche Regeln. Grundsätzlich lässt sich das Schulsystem in drei Stufen einteilen:
- Primarstufe (Grundschule): Diese Schulform besuchen Kinder in der Regel im Alter von 6 bis 10 Jahren (in manchen Bundesländern bis 12 Jahre). Die Grundschule umfasst die Klassen 1 bis 4 (oder 1 bis 6, je nach Bundesland) und legt den Fokus auf die Grundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen.
- Sekundarstufe I: Ab der Klasse 5 (oder 7 in einigen Bundesländern) wechseln die Schüler:innen – je nach Leistung und Interessen – auf eine weiterführende Schule. Typische Schulformen sind die Hauptschule, Realschule oder das Gymnasium. Diese Phase dauert in der Regel bis zum Alter von 15 bis 16 Jahren.
- Sekundarstufe II: Diese Stufe beginnt ab etwa 16 Jahren und bereitet die Schüler:innen auf ihre Schulabschlüsse vor. Je nach Schulform können sie einen Hauptschulabschluss, Realschulabschluss (mittlere Reife) oder das Abitur (allgemeine Hochschulreife) erlangen, das den Zugang zu einer Universität ermöglicht.
Typische Schularten in Deutschland
Nach der Grundschule entscheiden Lehrer:innen und Eltern gemeinsam, welche Schulform für das Kind geeignet ist. Diese Schularten gibt es:
- Hauptschule: Dauer: 5–9 Jahre, Abschluss: Hauptschulabschluss. Fokus liegt auf praxisnaher Bildung.
- Realschule: Dauer: 5–10 Jahre, Abschluss: Realschulabschluss (mittlere Reife). Mehr theoretische Inhalte als die Hauptschule, aber auch Praxisbezug.
- Gymnasium: Dauer: 5–12/13 Jahre, Abschluss: Abitur. Bereitet auf ein Studium vor.
- Gesamtschule: Eine Kombination aus Haupt-, Real- und Gymnasialzweig. Hier können Schüler:innen verschiedene Abschlüsse machen.
Abitur und Alternativen für den Universitätszugang
Das Abitur ist die allgemeine Hochschulreife und in Deutschland der Standardabschluss, um an einer Universität zu studieren. Viele denken, dass das deutsche Schulsystem ungerecht ist (insbesondere gegenüber Kindern von Einwanderern), da ein fehlendes Abitur von der Aufnahme einer Universität und einigen Berufen abhalten kann. Aber keine Sorge, es gibt durchdachte Alternativen zum Abitur:
- Fachhochschulreife: Zugang zu Fachhochschulen für praxisorientierte Studiengänge.
- Berufliche Qualifikation: Mit abgeschlossener Berufsausbildung und Berufserfahrung in einigen Bundesländern möglich.
- Fachgebundene Hochschulreife: Ermöglicht Studium in bestimmten Fachbereichen.
- Aufnahmeprüfung: Manche Universitäten bieten spezielle Prüfungen oder Gasthörerschaft an.
Ist ein Schulformwechsel in Deutschland möglich?
Ein Schulformwechsel ist grundsätzlich leistungs- und bundeslandabhängig möglich. Dies ist besonders wichtig für Kinder von Einwanderern in Deutschland, da sie manchmal an einer anderen Schule als der gewünschten Schule studieren, weil sie nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, um eine andere Schule zu besuchen. Es ist keine Seltenheit, dass Kinder von Einwanderern beispielsweise von der Hauptschule oder Realschule auf das Gymnasium wechseln.
Weitere Schularten des deutschen Schulsystems
Neben den klassischen Schularten gibt es spezielle Einrichtungen:
- Berufsschulen: Teil des dualen Ausbildungssystems. Azubis lernen hier die theoretischen Grundlagen ihres Berufs.
- Förderschulen: Für Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen.
- Privatschulen: Schulen in freier Trägerschaft, oft mit besonderen pädagogischen Konzepten.
- Internationale Schulen: Besonders geeignet für Kinder von Expats oder Familien, die viel umziehen.
Wenn du noch dabei bist, Deutsch zu lernen, schau dir unseren Artikel zu kostenlosen Möglichkeiten, Deutsch zu lernen an.
Nach dem Schulabschluss: Job- oder Ausbildungssuche in Deutschland
Nach der Schule stehen dir in Deutschland mehrere Wege offen:
- Duale Ausbildung: Hier kombinierst du Praxis im Betrieb mit Theorie in der Berufsschule. Besonders geeignet für handwerkliche oder technische Berufe. Mehr dazu findest du in unserem Artikel Ausbildung vs. Studium.
- Studium: Wenn du das Abitur hast, kannst du an einer Hochschule studieren.
- Weiterbildung: Auch nach der Ausbildung gibt es Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln.
Falls du im Ausland eine Ausbildung gemacht hast, ist es wichtig, sie in Deutschland anerkennen zu lassen. Lies mehr dazu in unserem Artikel über die Anerkennung ausländischer Ausbildungen.
So funktionieren Noten im deutschen Schulsystem
In Deutschland werden Schüler:innen mit einem einheitlichen Notensystem bewertet. Die Noten reichen von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend). Hier ist eine kurze Übersicht:
- 1 – Sehr gut: Leistungen, die den Anforderungen in besonderem Maße entsprechen.
- 2 – Gut: Leistungen, die den Anforderungen voll entsprechen.
- 3 – Befriedigend: Leistungen, die den Anforderungen im Wesentlichen entsprechen.
- 4 – Ausreichend: Leistungen, die zwar Mängel aufweisen, aber noch den Anforderungen genügen.
- 5 – Mangelhaft: Leistungen, die den Anforderungen nicht entsprechen, jedoch Grundkenntnisse erkennen lassen.
- 6 – Ungenügend: Leistungen, die den Anforderungen nicht entsprechen und keinerlei Grundkenntnisse erkennen lassen.
Zusätzlich gibt es in einigen Fächern auch schriftliche und mündliche Prüfungen sowie Projektarbeiten, die in die Bewertung einfließen. In der Oberstufe (Gymnasium, Sekundarstufe II) wird häufig ein Punktesystem von 0 (ungenügend) bis 15 Punkte (sehr gut) verwendet. Noten und Zeugnisse sind entscheidend für den Übergang in andere Schulformen oder für die Bewerbung auf Ausbildungsplätze.
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