Arbeitsvertrag prüfen: Deine Rechte und Pflichten

Arbeitsvertrag prüfen: Deine Rechte und Pflichten

Du stehst kurz davor, deinen ersten Job anzutreten oder strebst einen Jobwechsel an? Wunderbar! Doch bevor du in deinen ersten Arbeitstag richtig einsteigst, solltest du dich mit deinem Arbeitsvertrag auseinandersetzen. Denn dieser legt fest, was du tun musst, wie viel du verdienst und welche Rechte du hast.

Als Fachkraft solltest du wissen, welche Klauseln wichtig sind und was ein guter Arbeitsvertrag alles beinhalten muss. In diesem Artikel zeigen wir dir, worauf es ankommt und welche gesetzlichen Regelungen du kennen solltest.

Was ist ein Arbeitsvertrag und warum ist er so wichtig?

Ein Arbeitsvertrag ist ein rechtlich bindendes Dokument zwischen dir und deinem Arbeitgeber. Er regelt alles Wichtige rund um dein Arbeitsverhältnis: deine Aufgaben, dein Gehalt, deine Arbeitszeit und vieles mehr. Dein Arbeitsvertrag gibt dir Sicherheit, weil er genau festlegt, was von dir erwartet wird und was du im Gegenzug bekommst. Deshalb ist es notwendig, dass du deinen Vertrag vor der Unterschrift genau liest und verstehst.

Arbeitsverträge gibt es in verschiedenen Formen. Der häufigste ist der unbefristete Arbeitsvertrag – er läuft ohne zeitliche Begrenzung, bis eine der Parteien kündigt. Befristete Arbeitsverträge haben dagegen ein festes Enddatum und laufen automatisch aus, es sei denn, sie werden verlängert. Teilzeitarbeitsverträge sind für Jobs mit weniger Stunden pro Woche als eine Vollzeitstelle. Dann gibt es noch den Minijob-Vertrag, bei dem du bis zu 520 Euro im Monat verdienen kannst, oft ohne steuerliche Abgaben.

Wann und wie erhältst du deinen Arbeitsvertrag?

Du solltest deinen Arbeitsvertrag idealerweise vor Arbeitsbeginn erhalten, spätestens aber einen Monat nach deinem ersten Arbeitstag. Das schreibt das Nachweisgesetz (§ 2 NachwG) vor. Dein Arbeitgeber muss dir alle wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich geben – dazu gehören Angaben zu deiner Position, den Arbeitszeiten, dem Gehalt und den Kündigungsfristen. Es ist wichtig, dass du den Vertrag sorgfältig prüfst, bevor du unterschreibst.

Rechtliche Anforderungen an den Arbeitsvertrag

Folgendes kannst du dir schon mal hinter die Ohren schreiben: Ein Arbeitsvertrag ist nur dann gültig und sichert dir deine Rechte als Arbeitnehmer, wenn bestimmte Mindestinformationen enthalten sind:

  • Dein und der Name deines Arbeitgebers: Beide Namen und Adressen müssen im Vertrag stehen.
  • Beginn und Dauer des Arbeitsverhältnisses: Bei einem befristeten Vertrag muss klar das Enddatum stehen.
  • Arbeitsort: Hier steht, wo du arbeiten sollst, z. B. in der Werkstatt, auf Baustellen oder auch flexibel an verschiedenen Orten.
  • Tätigkeitsbeschreibung: Der Vertrag sollte genau beschreiben, was deine Aufgaben sind. Das schützt dich vor unklaren Anforderungen.
  • Arbeitszeit: Die wöchentliche Arbeitszeit sollte klar geregelt sein. Laut Arbeitszeitgesetz (§ 3 ArbZG) darfst du nicht mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten. Überstunden müssen vergütet oder durch Freizeit ausgeglichen werden.
  • Gehalt und Zuschläge: Dein Lohn muss mindestens dem Mindestlohn entsprechen, der aktuell bei 12,41 Euro pro Stunde liegt (Stand 2024). Auch Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld sollten klar geregelt sein (§ 611a BGB).
  • Urlaubsanspruch: Dein Vertrag muss festlegen, wie viele Urlaubstage du hast. Der gesetzliche Mindestanspruch beträgt 20 Tage bei einer 5-Tage-Woche (§ 3 BUrlG). Viele Arbeitgeber bieten mehr Urlaub an.
  • Kündigungsfristen: Die Kündigungsfristen regeln, wie lange vorher du oder dein Arbeitgeber kündigen müssen. Die Standard-Frist beträgt vier Wochen, kann aber auch abweichen (§ 622 BGB).
  • Weisungsrecht: Dein Arbeitgeber kann dir sagen, was du tun sollst, wo und wann du arbeiten musst. Dabei muss er aber fair bleiben und darf dich nicht unangemessen benachteiligen.
  • Nebentätigkeiten: Manche Arbeitsverträge regeln, dass du Nebenjobs anmelden musst. Dies soll sicherstellen, dass du nicht für die Konkurrenz arbeitest.

Du weißt nicht, wie diese Punkte in einem Arbeitsvertrag auszusehen haben? Dann schau dir doch diese Musterarbeitsverträge der IHK München und Oberbayern oder der Handelskammer Flensburg an. Solltest du EU-Bürger sein und du willst in Deutschland arbeiten, dann lies dir gerne unseren Artikel Arbeiten in Deutschland als EU-Bürger durch. Hier findest du Informationen zu deiner Arbeitserlaubnis, der Anerkennung von Ausbildungen und vielem mehr!

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Wichtige Klauseln und ihre Bedeutung

Neben den gesetzlichen Mindestanforderungen gibt es weitere wichtige Klauseln, die du in deinem Vertrag finden solltest.

Überstundenregelungen (§ 3 ArbZG, § 612 BGB): Überstunden gehören in vielen Berufen dazu, aber es muss klar geregelt sein, wie sie abgegolten werden. Manche Arbeitgeber zahlen Überstunden, andere gewähren Freizeitausgleich. Achte darauf, was in deinem Vertrag steht.

Verschwiegenheitsklauseln (§ 241 BGB): Oft enthalten Arbeitsverträge eine Verschwiegenheitsklausel, die dir untersagt, firmeninterne Informationen weiterzugeben. Diese Pflicht bleibt meistens auch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses bestehen.

Nebentätigkeiten (§ 60 HGB): Viele Arbeitgeber möchten wissen, ob du nebenbei noch woanders arbeitest. In deinem Vertrag könnte stehen, dass Nebentätigkeiten vorher genehmigt werden müssen. Das ist wichtig, um Interessenkonflikte zu vermeiden.

Was tun, wenn dir etwas im Vertrag auffällt?

Das A und O bei deinem Vertrag ist es, dass du ihn verstehst. Solltest du das nicht, oder du entdeckst etwas seltsames, dann solltest du auf jeden Fall nachfragen. Wende dich hier zuerst an deinen zukünftigen Arbeitgeber oder an die Personalabteilung. In solchen Fällen solltest du:

  1. Nachfragen und klären: Sprich mit deinem Chef oder der Personalabteilung und frage nach einer Erklärung. Es ist dein Recht, den Vertrag zu verstehen und dich mit allen Klauseln wohlzufühlen.
  2. Änderungen vorschlagen: Wenn dir eine Regelung nicht passt, kannst du Änderungen vorschlagen. Viele Arbeitgeber sind bereit, über faire Anpassungen zu sprechen.
  3. Rechtliche Hilfe suchen: Bist du dir unsicher, ob eine Klausel gültig ist, kannst du dich an einen Anwalt für Arbeitsrecht wenden oder dich bei einer Gewerkschaft melden. 

Du hast das Gefühl, dein Vertrag scheint nicht fair oder sogar diskriminierend? Dann solltest du unbedingt einen Blick in unseren Artikel über das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) werfen! Dieses Gesetz schützt dich nämlich vor Ungerechtigkeit und Diskriminierung aufgrund deiner ethnischen Herkunft, deines Geschlechts und vielem mehr!

Unzulässige Klauseln und ihre Nichtigkeit

Nicht alle Klauseln im Arbeitsvertrag sind erlaubt. Wenn eine Regelung gegen das Gesetz verstößt, ist sie „nichtig“, also ungültig. Hier sind einige Beispiele für unzulässige Klauseln:

  • Unterschreitung des Mindestlohns: Dein Lohn muss mindestens dem gesetzlichen Mindestlohn entsprechen. Eine Klausel, die weniger vorsieht, ist unwirksam (§ 3 Mindestlohngesetz - MiLoG).
  • Überlange Arbeitszeiten: Eine Klausel, die dich zu mehr als 48 Stunden Arbeit pro Woche ohne Ausgleich verpflichtet, verstößt gegen das Arbeitszeitgesetz (§ 3 ArbZG).
  • Urlaubsverzicht: Eine Regelung, die dir weniger Urlaub zuspricht, als gesetzlich vorgeschrieben ist, ist unwirksam (§ 3 BUrlG).
  • Verzicht auf Kündigungsschutz: Klauseln, die dich länger als ein Jahr vom Kündigungsrecht ausschließen, sind unzulässig (§ 622 BGB).
  • Unfaire Überstundenregelungen: Wenn im Vertrag steht, dass du unbegrenzt Überstunden ohne Vergütung leisten musst, ist das ungültig.

Was tun, wenn eine Klausel gesetzlich unzulässig ist?

  1. Die Klausel ignorieren: Ungültige Klauseln gelten nicht, auch wenn sie im Vertrag stehen. Du kannst dich dann auf die gesetzlichen Regelungen berufen.
  2. Korrektur verlangen: Bitte deinen Arbeitgeber um eine Anpassung des Vertrags, damit alles rechtlich in Ordnung ist.
  3. Rechtliche Schritte einleiten: Bei schwerwiegenden Verstößen kannst du rechtliche Hilfe suchen und die Klausel anfechten. Du hast das Recht, eine unfaire Behandlung abzulehnen.

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